Wie viele andere Kinder wollte ich seit ich denken kann eine Katze. Ist Tierliebe angeboren? Leider war mein Vater dafür überhaupt nicht zu gewinnen und so schleppe ich unerlaubterweise zweimal ein Kätzchen an, welches jedoch jeweils über Nacht auf sonderbare Weise wieder verschwand. Heute weiß ich, daß meine Mutter um des lieben Friedens willen die Kätzchen nächtens außer Haus gebracht hat, sicher in eine ungewisse Zukunft.

Auch während meiner ersten Ehe konnte ich mir meinen Traum nicht erfüllen, irgendetwas sprach immer dagegen.

Aber nach der Scheidung ging es los: ich marschierte in die nächste Tierhandlung und erwarb einen schwarz-weiß gefleckten Kater. Ich hatte noch keine Erfahrung mit Tieren und offensichtlich auch nicht viel Phantasie. Daher nannte ich ihn einfach Katerchen. Zwischen Katerchen und mir entstand aber eine tiefe Beziehung und er war gut 2 Jahre mein einziger Lebensgefährte. Dann traf ich Hans Jürgen, meinen heutigen Mann.
Als es soweit war, daß ich zu ihm ziehen sollte, nahm ich diesmal aber die Hilfe von Katerchen in Anspruch, indem ich den Guten erst einmal eine Woche bei seinem „neuen Herrchen“ zurückließ um mir sicher zu sein, daß die beiden auch mitsammen können. Und es klappte.

So zog ich von der Großstadt in ein kleines Dorf und wir waren zu dritt noch weitere 3 Jahre ein super Team. Dann aber geschah schreckliches: Katerchen war verschwunden. Wir suchten ihn Tage und Wochen, bis ein Nachbar gegenüber ganz stolz meinem Mann seine neue Katzendecke zeigte. Unverkennbar. Es war Katerchen.
Wir zogen innerhalb weniger Wochen in ein anderes Dorf in der Hoffnung, dort weniger verrohte Menschen zu finden.

Aber das Haus war leer. Na ja, eigentlich nicht ganz. Wir hatten von einer betagten Dame während deren Kuraufenthalt einen kleinen Hund in Pflege. Während eines Telefonates bemerkte natürlich auch diese Dame, daß wir immer noch in Trauer waren und gab uns eine Telefonnummer von einer Frau Ilse.

Frau Ilse wusste natürlich sofort ein armes Kätzchen für uns, welches aufgrund fehlender Jugend schwer vermittelbar war. Das Kätzchen brachte Trost, Katerchen blieb allerdings bis heute unvergesslich.

Frau Ilse erkündigte sich regelmäßig telefonische, wie es unserem Neuzugang ging und witterte dabei die Gelegenheit, in uns Nachfolger für ihre tierschützerische Arbeit zu finden, da sie dem 80. Geburtstag entgegensah.

So begann das „Geschäft“ mit herrenlosen Tieren. Die Bezeichnung „Geschäft“ kommt vermutlich daher, daß wir viel Geld für Pflege, Tierarzt usw ausgaben und viel Liebe zurück bekamen. Irgendwie ein gutes Geschäft.

Wir lernten die richtigen Tiere an den richtigen Menschen zu vergeben, denn wir lernten auch, daß die beste Katze und der beste Platz nicht zwingend zusammen passen. Ist das Tier Kinder und/oder Hunde gewohnt, ist es eher lebhaft oder schon etwas träge? Wie schaut der neue Platz aus? Soll es in eine Tiergemeinschaft oder als Einzeltier gehalten werden? Ein schmaler Grad der Entscheidung.
Die Plätze fanden sich jeweils über von uns geschaltete Gratisanzeigen in diversen Tierecken von Tageszeitungen.
Schon in den Telefonanfragen entschied sich oft, welches Tier vergeben werden sollte bzw ob überhaupt ein Tier auf diesen Platz soll. Das Angebot einer Dame, irgendeine Katze zu nehmen, Alter, Geschlecht und Aussehen seien egal, lehnte ich ab, nachdem sie meinte „egal, schicken sie ganz einfach halt eine her“.
Nach der Vergabe wurden die Plätze einige Zeit lang betreut, bis wir die Gewissheit hatten, da passe alles. Manche Tiere wurden auch zurückgenommen, teils, da die neuen Besitzer dies so wollten, manchmal aber auch gegen den Willen der „Tierfreunde“.
Bei jeder Vergabe blieb jedoch ein Stückchen Herz beim vergebenen Tier.

Im Dorf samt Umgebung wurden wir bekannt wie die bunten Hunde. Wer immer sich eines Tieres entledigen wollte verständigte uns. Leider auch nicht immer: Eines Tages hatten wir eine Plastiktüte mit 6 Katzenbabys am Gartenzaun hängen. Ab zum Tierarzt damit und dann war das Drama perfekt. Alle 6 Kinder hatten Parvovirose.

Da begann dann das Gewissen. Müssen und dürfen wir entscheiden, wer am Leben bleibt und wer über die Regenbogenbrücke geschickt wird? Fast immer hat uns der Tierarzt bei dieser Entscheidung geholfen.

Es kamen so junge, alte, kranke und/oder psychisch gestörte Tiere zu uns. Wir bekamen viele Streuner aber auch Rassetiere. Bis heute mehr als 150!!!! So zB Kater Wolfi. Er blieb, da er nicht vermittelbar war. Als 5-jähriger wurde er aus Zorn über sein „schlechtes Benehmen“ aus der 3. Etage geworfen. Die Behandlung war langwierig, teuer und herzzerreißend. Unsere Entscheidung war richtig, er lebt heute noch als 19-jähriger bei uns.

Auch Aramis blieb bei uns. Sie wurde ob ihrer Schönheit so dermaßen verzogen, daß niemand sich damit beschäftigen wollte, ihr gewisse „Unarten“ abzugewöhnen. So war sie gewöhnt, Wasser nur aus einem Wasserglas zu trinken. Im Mai 2008 ging sie leider viel zu früh nach einer kurzen aber schweren Erkrankung über die Regenbogenbrücke

Der letzte „Katzen-Neuzugang“ ist „LaßDas“, ein Jungtier, welches tag täglich einsam auf der Straße stand und dann beschloss, einfach bei uns einzuziehen. Der Vorbesitzer wurde dazu befragt und seine Antwort „ich brauche keine Katze“ half bei der Entscheidung der „Aufnahme“. Er wird nicht mehr vergeben.

Vergangene Weihnachten hörten wir ein entsetzliches Katzengeschrei im Garten und fanden erst 2 Tage später einen wunderschönen schwarzen Kater. Er war gepflegt und sichtlich eine Hauskatze, da er umgehend den Wohnzimmersessel okkupierte und in den Fernseher starrte. Wir nannten ihn Josef, da er zur Weihnachtszeit auf Herbergsuche war. Nachdem wir eine Umfrage starteten, wer einen Kater vermisse und sich niemand meldete, hat auch Josef nach Kastration, Impfung und Kurzzeitpflege einen Traumplatz gefunden.

Zuletzt erhörten wir den Hilferuf im Forum über Strolchi, den 10-jährigen Malteser, für den die tierärztliche Behandlung zu teuer war und eigentlich war er einfach übrig. Wir hoffen, daß er noch lange bei uns bleiben wird. Schon nach einer Woche wurde er ein fröhlicher und braver Kamerad

Wir wissen, dass wir viel Gutes getan haben, aber sicherlich auch Fehler.

eine herzzerreissende geschichte!

und der nachbar mit der katzendecke, den haette ich zu katzenfutter verarbeitet.
schlimm das es solche menschen gibt!!! wenn man hier ueberhaupt von mensch sprechen kann...